Kopfweiden-Merkmal unserer Kulturlandschaft
Die Weide taucht auch in der Kunst und Literatur auf. Im Gedicht vom „Erlkönig” von Johann Wolfgang von Goethe erschrickt sich der Knabe beim Anblick der alten Weiden zu Tode. Vincent van Gogh war so fasziniert, dass er gleich mehrere Kopfweiden malte. Die besondere Form des Baumes entsteht nur durch eine „pflegliche Verstümmelung” durch den Menschen. In einer Höhe von etwa eineinhalb Metern wurden früher die jungen Weiden „geköpft”. Durch den regelmäßigen Rückschnitt wurde der Stamm immer dicker und am Kopf trieben büschelweise neue Äste aus. Im Frühjahr zeigte sich an den Schnittstellen der Austrieb und im Winter wurde „geerntet”. Die biegsamen Äste waren früher als Zaun- und Flechtmaterial bei den Korbmachern sehr beliebt. Reisigpakete wurden für den Backofen geschnürt und dicke Äste waren wegen ihres geringen Gewichts ideal für die Herstellung von Holzschuhen. Als Holzschuhmaterial mussten die Äste aber gut 15 Jahre alt sein. Kopfweiden sind zudem eine Art Arche Noah für die Tierwelt, denn in ihnen bilden sich Hohlräume. Diese Höhlen sind ein regelrechtes Refugium für Dutzende von Käferarten und Insekten, insbesondere bei Weiden mit einem dicken Stamm und einer fortgeschrittenen Holzzersetzung. Auf den Kopfweiden gedeihen viele Pflanzen, die nur so als „Untermieter” die Hochwasserstände überleben. Durch Wind, Vogelkot und Ameisen werden die Köpfe der Weiden mit Sämlingen „gedüngt”. Neben Moosen, Flechten und vielen Holzpilzarten finden sich dort selbst Früchte tragende Pflanzen, so etwa auch Brombeer- und Himbeersträucher oder auch Holunder. Viele Vögel, wie Rotschwanz, Feldsperling und Meisen, fühlen sich ebenfalls in den Kopfweiden wohl. Nach einem Schnitt sieht die Spitze der Weide nahezu kahl aus. Doch ist das regelmäßige Schneiden der Bäume notwendig, sonst würden sie zu hochwachsen, kopflastig werden und schon bald, etwa bei einem Herbststurm, auseinanderbrechen. Das Schnittgut wird heute in Form von sogenannten Benjeshecken aufgeschichtet und bietet einer Vielzahl von Kleintieren Unterschlupf. In der Hausmedizin hatte die Weidenrinde schon bei unseren Altvorderen ihren festen Platz, da aus ihr ein schmerzstillender Tee gewonnen werden konnte. Heute wissen wir, dass die Weidenrinde als pflanzliches Schmerzmittel dienen kann, da sie Salicin enthält, also eine natürliche Vorstufe des Aspirins. Heutzutage werden Kopfweiden nur noch selten wirtschaftlich genutzt und sind nahezu aus dem Landschaftsbild verschwunden. Die Max Akademie Strasburg bemüht sich mit Kindern, Jugendlichen und Eltern seit Jahren wegen ihres Wertes für die Tierwelt und als Zeugen einer alten Wirtschaftsform um deren Erhalt.